Entschlossenheit: Wieso keine Option die beste Option ist

Die Qual der Wahl

Wir haben ständig eine Wahl. Wir wählen im Supermarkt zwischen acht verschiedenen Äpfeln, 20 Sorten Brot und 50 verschiedenen Sorten Käse. Meistens kaufen wir dann eben das, was wir schon immer gekauft haben. Und ein anderes Mal testen wir etwas neues. Bei so vielen Alternativen ist es schwer echte Entschlossenheit zu zeigen.

Es ist für uns selbstverständlich immer eine Alternativmöglichkeit zu haben. So selbstverständlich, dass wir es in jede Lebenssituation übertragen müssen. Wir legen uns nicht mehr bei unserem Wohnort fest, weil wir ja auch mal in den USA leben möchten. Wir haben Netflix und Amazon Prime, weil… Ja, warum eigentlich??

Man sagt, um zu gewinnen, musst du nur Willensstark sein. Ich glaube, dass die Basis von Willensstärke der Grad der eigenen Entschlossenheit ist.

Ein Beispiel für Nicht-Entschlossenheit: Nebenberufliches Gründen

Für viele beginnt das Gedankenspiel „nebenberufliches Gründen“ mit „Die 4 Stunden-Woche“ von Timothy Ferris. Ein wirklich spannendes Buch, was mittlerweile von den meisten Menschen gelesen wurde, die sich für Gründen interessieren. Und ich würde es wieder lesen!

Was Tim dort empfielt: Suche dir ein Thema, werde Experte darin, baue ein Verkaufssystem auf, welches dich nicht mehr als einen Tag Arbeit in der Woche kostet und mache das ganze alles nebenberuflich. Sobald du damit genug Geld verdienst, verabschiede dich nach und nach aus deinem Job.

„Klasse, das will ich auch!“ Denken wir uns alle.

Gesagt – getan. Oder eher: Gelesen – geträumt.

Das Ding ist, ich glaube wirklich, dass das für manche Menschen funktioniert. Diese Menschen machen jedoch eine Sache anders: Sie bleiben nebenberuflich selbstständig. Für sie ist es nur ein Neben-Ding, was es in der Regel auch bleiben soll. Und nur manchmal so groß wird, dass es zum Hauptberuf wird.

Diese Menschen planen nicht von Anfang an ihren Job zu verlassen. Es ist für sie keine Option, den Hauptberuf aufzugeben. Sie haben die Entscheidung getroffen, eine Priorität zu setzen. Sie haben die Entschlossenheit, all ihre Energie im Hauptberuf und nur die Freizeit-Energie in das Projekt zu stecken.

Anders ist es bei den Menschen, die Gründen wollen, um wirklich SELBSTSTÄNDIG zu werden. Raus aus dem Angestelltenverhältnis und rein in die Selbstständigkeit. Wenn diese Menschen nebenberuflich Gründen wollen, passiert in ihnen etwas, was dazu führt, dass diese Menschen keine Entschlossenheit mehr haben.

Was passiert, wenn wir nebenberuflich Gründen wollen?

Das ganze ist ein Prozess und der Beginnt bei der Entscheidung für den Beruf, also noch vor dem Gründungswunsch.

  1. Wir entscheiden uns für einen Job, den Karriere-Weg. Wir sind entschlossen unsere Zeit und Leistung gegen Geld und Aufstiegschancen zu verkaufen.
  2. Wir erfahren über die Möglichkeit des nebenberuflichen Gründens und entdecken unseren inneren Abenteurer. Wir erträumen uns die Möglichkeiten.
  3. Wir sind entschlossen beides parallel zu machen und…
  4. Wir kündigen innerlich unseren Job, aber bleiben trotzdem dort.

Exakt das passiert. Wir kündigen innerlich. Wir kündigen deswegen innerlich, weil wir die Intention haben genau das aktiv zu tun, wenn unser Start-Up erfolgreich ist. Bis das passiert wollen wir aber auf dem sicheren Pfad bleiben. Denn sollte das Gründen schief gehen, können wir ja hier bleiben! Wir haben ja sooo viele Optionen! Wo bleibt die Entschlossenheit?!

Das Problem:
Unsere Motivation, unsere gesamte Energie in die Karriere zu stecken sinkt mit dem Grad, an dem wir Energie in unser Nebenbei-Projekt stecken. 

Das Zwischenergebnis:
Wir haben nicht genug Energie, um das Start-Up RICHTIG zu machen und nicht genug Motivation um unseren Job RICHTIG zu machen.

Das Resultat:
Unser Arbeitgeber ist zunehmend unzufrieden mit unserer Leistung – und aus unserer Gründungsidee wird auch nichts!

Wie gesagt, das trifft nicht auf die Menschen zu, die NICHT von Anfang an vorhaben, komplett in die Selbstständigkeit zu gehen. Jedoch kenne ich mindestens 15 Menschen, bei denen das genau so abgelaufen ist. Übrigens kann auch Perfektionismus dazu führen, dass wir unsere Aufgaben nicht richtig machen.

Die einzige Lösung: Wir müssen uns festlegen!

Weg von unserem Beispiel. Es soll hier nicht um nebenberufliches Gründen gehen. Es geht darum, dass wir ständig versuchen uns alle Wege offen zu halten, anstatt echte Entschlossenheit zu entwickeln. Wir brauchen Optionen, Unmengen an Möglichkeiten, wir wollen die Wahl haben! Doch…

Je mehr Optionen wir haben, desto weniger können wir uns zwischen ihnen entscheiden.

Dass wir uns entscheiden müssen, haben wir schon oft gehört. Und für eine starke Entschlossenheit sind Entscheidungen wichtig. Aber was ist eigentlich eine Entscheidung?

Schauen wir uns das Wort an:
Wir haben Ent- und wir haben -Scheidung. Das Präfix „Ent-“ steht für „Befreien von…“ oder „Wegführen von…“. Die Scheidung kommt vom Scheiden, also das räumliche Trennen von zwei oder mehren Dingen.

Eine Entscheidung ist also die Befreiung von einer innerlichen Trennung

Das klingt doch schon mal gut und griffig. Die Basis von Entschlossenheit ist die Entscheidung. Vor einer Entscheidung sind wir innerlich gespalten.

Müssen wir uns zwischen den acht Äpfeln im Supermarkt entscheiden, nervt das total. Deswegen wollen wir uns von diesem Zustand verabschieden und legen uns auf einen Apfel fest. Das ist er, der eine Apfel, uns alle zu sättigen. Wir sind entschlossen diesen Apfel zu essen!

Leider neigen wir jedoch dazu möglichst viele Optionen haben zu wollen. Je mehr, desto besser. Wir haben mittlerweile so viele Möglichkeiten, dass wir alle gar nicht mehr überblicken können. Wir haben alle Optionen der Welt! Wir können Reisen wann und wohin, Essen was und wie viel und arbeiten wie viel und mit wem wir wollen.

Alles liegt bei uns und unserem Willen. Das kann ziemlich lähmend sein, wenn wir uns klar machen, dass ALLES was wir machen auf Grundlage einer Entscheidung passiert. Niemand trifft diese Entscheidungen für uns, das sind alles wir selbst.

Bei dieser Menge an Entscheidungen und Möglichkeiten wäre es manchmal einfach schön, sich nicht entscheiden zu müssen, oder? Sich Optionen offen zu halten? Der Diener zweier Herren zu sein?

Un-Entschlossenheit ist eine Entscheidung für die Un-Tätigkeit!

Entweder A oder B. Es gibt nichts dazwischen. Willst du etwas neues Starten, beende erst das Alte. Ganz einfach. Sobald wir uns ein oder mehrere Optionen offen halten, können wir niemals ausreichend Energie in eines der Optionen stecken, um es richtig zu machen.

Umgekehrt ist es so, dass wir ALLE Energie in die eine Sachen stecken können, für die wir uns entschieden haben. Die einzige Option, die uns dann noch bleibt ist das Scheitern, das Verlieren und das Versagen.

Wenn Verlieren die einzige Option ist, kannst du nur gewinnen.

Kein Boxer geht mit einem Plan B in den Ring. Hannibal hätte die Alpen nicht überqueren können, wenn seine Option die Rückkehr gewesen wäre. Kolumbus hätte den Atlantik nicht überquert, wenn er vor gehabt hätte auf halber Strecke wieder umzukehren.

Natürlich hätte es bei allen schief gehen können. Und so ist es auch beim Gründen. Und einer der beiden Boxer, beide mit Plan A, wird am Ende verlieren. Aber niemand verliert wirklich.

Was man immer gewinnt, auch wenn man verliert

Man gewinnt immer, auch wenn man verliert. Man gewinnt an Erfahrung, man lernt etwas dazu, man gewinnt die Achtung der Zuschauer, wenn man bis zum Ende kämpft.

Wenn verlieren deine einzige Option ist, kämpfst du um zu gewinnen. Investoren wissen das. Alles oder nichts. Wenn das deine Mentalität ist oder wird, kannst du nur gewinnen.

Du fragst dich vielleicht: Wenn es „so einfach“ ist, wieso machen es dann nicht alle?

Erstens, es ist nur einfach, wenn du es zulässt. Lasse zu, dass du dich von deinen Optionen trennst. Lasse zu, dass du dich von den anderen Möglichkeiten entscheidest. Lasse zu, dass du dich auf die eine Sache in deinem Leben konzentrierst, die es Wert ist, all deine Energie zu erhalten.

Wenn das alle tun würden, gäbe es keine Verlierer mehr. Sollte es zu einer Konkurrenzsituation kommen, bei der beide gleich stark sind, gewinnt derjenige, der den größten Willen hat.

Man kann auch sagen: Der Entschlossenere gewinnt.

Verabschiede dich von deinen Optionen. Dominiere mit Entschlossenheit.

Ein Gedanke zu „Entschlossenheit: Wieso keine Option die beste Option ist“

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