Selbstentwicklung durch Reflexion: 7 Fragen für erfolgreiches Journaling

Wieso du dir selbst tägliches Feedback geben solltest

Stell dir vor, du würdest niemals etwas vergessen. Das wäre klasse, oder? Dich fragt jemand etwas, du kannst sofort und im vollen Umfang deines Wissens und deiner Erfahrung antworten. Du liest ein Buch und kannst daraus zitieren, als läge es vor dir! Du machst Fehler nur einmal und deine Selbstentwicklung ist exponentiell! Und an Gespräche erinnerst du dich, als hörtest du es gerade im Radio.

Leider können wir uns nicht an alles erinnern. Den Bruchteil der Sinneseindrücke, der uns überhaupt bewusst wird, ist bereits schwindend gering. Und auch davon wird nur ein kleiner Teil gespeichert. Und das wäre noch akzeptabel, wenn unser Gedächtnis nicht dazu neigen würde, Informationen bei jedem Abruf zu verändern! Da wird aus einem blauen Oberteil schnell mal ein grünes und manchmal erinnern wir uns an Dinge, die nie passiert sind.

Da wäre es doch klasse, wenn wir uns wenigstens an die wichtigen Dinge erinnern können. An die Dinge, die wir später brauchen könnten und von denen wir profitieren, wenn wir sie erneut lesen. Das ist der Grund, wieso ich mir selbst täglich Feedback gebe. Das sieht für manche vielleicht aus, als würde ich Tagebuch führen und in gewisser Weise ist es das auch. Jedoch rein pragmatisch und ohne kindliches „Liebes Tagebuch“. Nennen wir es deswegen etwas modischer: Ich führe ein Journal.

Tägliches Feedback ist für unsere Selbstentwicklung von großer Bedeutung. Es ist wie Lernen und hilft uns dabei zu reflektieren.

Mit diesen 7 Fragen gestaltest du dein Feedback effizient

Einfach daraus los zu schreiben ist ein guter Ansatz, bevor man gar nichts schreibt. Mit etwas Struktur geht es schneller und man kann die Tage miteinander vergleichen. So kannst du deine Selbstentwicklung strukturiert gestalten. Gebe dir selbst Feedback mit diesen sieben Frage:

  1. Was ist heute passiert?
    Das Ziel dieser Frage ist es, kurz und prägnant die wichtigsten Ereignisse des Tages chronologisch und wertfrei aufzulisten. Wichtig ist, dass du dich kurz hälst und möglichst nur die wichtigen Erlebnisse aufführst. Solang du kein Vegetarier bist, wäre die morgentliche Scheibe Wurst auf deinem Brot also nichts besonderes und dadurch zu vernachlässigen. Mögliche Unterfragen: Warst du unterwegs? Hat jemand etwas besonderes zu dir gesagt? Hast du ein Abenteuer erlebt? Was hast du für Aufgaben erledigt?
  2. Hast du dein Tagesziel erfüllt?
    Die letzte Frage in deinem Tages-Feedback zielt darauf ab, dass was du dir für den nächsten Tag vornimmst. Bei Frage 2 geht es also darum, ob du erreicht hast, was du dir tagszuvor vorgenommen hast. Wenn du etwas nicht geschafft, hast: Was ist passiert? Versuche möglichst ehrlich zu sein. Natürlich kommt mal etwas dazwischen, aber lass es nicht zur Gewohnheit werden!
  3. Was hast du heute gut gemacht?
    Wenn du auf etwas stolz bist, dann gehört das hier hin. Täglich machen und erledigen wir Dinge, die für uns oder andere von Bedeutung sind. Dazu zählt auch, dass du stolz darauf bist, wenn du ein Ziel erfüllt hast, welches du dir gesetzt hast. Oder wenn du einer alten Dame über die Straße geholfen hat. Versuche wenigstens drei Punkte aufzuführen, auf die du stolz bist.
  4. Was hättest du besser machen können?
    Bei dieser Frage geht es um deine Fehler und was du aus ihnen gelernt hast. Manchmal fällt uns aber auch erst nach einem Gespräch auf, was wir eigentlich hätten sagen wollen. Auch das ist wichtig und hilft dir dabei in Zukunft flexibler zu reagieren. Schreibe auch hier wenigstens drei Punkte auf, die du zukünftig besser machen möchtest. So lernst du dich selbst besser kennen und einzuschätzen.
  5. Welche Gedanken haben dich am meisten beschäftigt?
    Jeden von uns beschäftigen täglich die unterschiedlichsten Gedanken und manche krallen sich fest. Schlecht wird es, wenn die Gedanken über Tage an dir festhalten. Werde sie los, indem du sie aufschreibst. Vielleicht hast du auch einen Gedanken für diesen Gedanken? Was kannst du daraus lernen? Wieso beschäftigt er dich?
  6. Wie würdest du deinen Tag zusammenfassen?
    Versuche in einem Satz deinen Tag zusammenzufassen. Sei nicht zu hart zu dir selbst, aber ehrlich. Das hilft dir dich von den Details zu entfernen und einen Blick für das Große-ganze zu gewinnen.
  7. Was nimmst du dir für den folgenden Tag vor?
    Wie bereits bei Frage 2 erwähnt, ist es wichtig, dass du dir bereits heute etwas für morgen vornimmst. Das soll keine konkreten Aufgaben sein, denn die hat hier nichts verloren. Nimm dir vor, wie du am nächsten Tag sein möchtest wenn du beispielsweise am nächsten Tag ein wichtiger Termin ist, bei dem du als starke Person wahrgenommen werden möchtest. Oder du willst alle Aufgaben erledigen, dich du dir vornimmst. Oder du möchtest dich den ganzen Tag über nicht von Social-Media abgelenkt werden. Nimm dir jedoch nichts vor, was dich frustriert, weil es an einem Tag nicht erreichbar ist (Eine Reise zum Mond, macht man nicht jeden Tag!)

Musst du das wirklich jeden Tag machen?

Von MÜSSEN sollten wir nicht reden, aber wenn wir ehrlich sind: Vielleicht WILLST du es sogar. Täglich sich selbst zu reflektieren erfordert viel Energie. Besonders in der Anfangszeit habe ich es nicht täglich gemacht. Immerhin kostet es gut 10 bis 15 Minuten und erfordert Kraft.

Und besonders in solchen Situationen hilft mir eine Frage: Wie werde ich in fünf Jahren darüber denken? 

Wenn die Antwort lautet „Lass es bleiben, dass brauchst du dann nicht!“, dann solltest du es bleiben lassen. Für mich lautet die Antwort jedoch ganz klar:
„Ja, ich will in fünf Jahren davon profitieren, was ich heute gelernt habe!“

Aus diesem Grund gebe ich mir selbst täglich Feedback, lerne aus meinen Erfahrungen und unterstütze so mein zukünftiges ich bei seiner Selbstentwicklung. Es macht besonders viel Spaß die Erfahrungen zu lesen, die ein zwei oder mehr Jahre zurück liegen. Du wirst staunen, was du von dir selbst lernen kannst!

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