Intuitive Innovation: Wenn es nicht anders geht, geht es

Über die aktuelle Situation wurde viel gesprochen und geschrieben. Was gibt es da schon hinzuzufügen? In diesem Beitrag möchte ich den Augenmerk auf ein Verhalten legen, welches viele nicht für möglich gehalten haben. Es geht um das „neue“ Verhalten der Politik. Und vorab sei gesagt, dass das hier keine inhaltliche Beurteilung ist.

Der Normalzustand

Jeder von uns hat ein Bild im Kopf, wie unter normalen Umständen politisch gehandelt wird. Und wenn die Glaubenssätze und Ideologien einmal beiseite gelegt werden, stimmen wir vermutlich in folgenden Punkten überein:

  • Es wird viel geredet und geplant
  • Pläne sind immer langfristig („Frühestens in 5 Jahren“)
  • Der Status-Quo wird einer Veränderung bevorzugt
  • Es gibt die Tendenz zum Silo-Denken („Das ist Meins, das ist Deins!“)
  • Verantwortung liegt tendenziell woanders
  • Eine Fehlerkultur gibt es nicht (Fehler = Chance)

Und wenn wir einmal ganz ehrlich sind:

Wir alle handeln ganz genauso!

Denn solang es uns gut geht sind all diese Dinge äußerst unangenehm: Veränderung, Fehler, Handeln. Jeder diese Punkte steht mit etwas im Widerspruch, dass wir über uns selbst Glauben. Dadurch entsteht kognitive Dissonanz und das mögen wir erstmal gar nicht. Also vermeiden wir es über Fehler zu reden, denn sie sind schlecht. Wir halten massiv am Status Quo fest, denn alles andere ist uns unbekannt. Und wir vermeiden große Handlungsschritte, denn wir müssten unsere Komfortzone dafür verlassen.

Aber das geht gerade nicht. Denn wir stehen mit dem Rücken an der Wand und MÜSSEN handeln. Denn je länger wir warten, desto größer wird der Schaden, desto schwieriger wird es die Kurve noch zu kriegen. Und wenn wir die Panik einmal beiseite legen, dann können wir gerade etwas spannendes beobachten. Denn unser Ego steht uns plötzlich nicht mehr im Weg.

Wie Innovation entsteht

Jeder kennt die Geschichten von Menschen, die in größter Panik in der Lage sind ganze Auto anzuheben, um einen geliebten Menschen zu retten. Das Witzige: Eigentlich kann das quasi jeder von uns! Rein mechanisch ist unser Körper in der Lage das 6-7 Fache seines Körpers anzuheben. Und das im nicht trainierten Zustand.

Das was uns an diesen scheinbar übermenschlichen Fähigkeiten hindert ist unser Gehirn. Denn keiner von uns traut sich das wirklich zu. Doch unser Kampf-Flucht-Mechanismus schaltet dieses einfach „stumm“. Und wir handeln.

Das ist vielleicht nicht „Innovativ“, aber es hilft uns zu verstehen, was aktuell passiert:

  • Zusammenarbeit ist wichtiger als Verhandeln
  • Direkte Kommunikation ist wichtiger als Bürokratie
  • Nötige Veränderungen werden schnell getestet und wenn nötig verworfen anstatt ewig zu planen und nichts zu tun
  • Funktionierende Maßnahmen sind wichtiger als das einhalten von hinderlichen Regeln
  • Transparenz, Mut und Vertrauen sind wichtiger als Silo-Denken und persönliche Bereicherung
  • Tägliche Updates werden essentiell

Und das sind die Dinge, die uns dabei helfen innovativ zu werden. Denn schnelles Handeln, Überprüfen und Anpassen sind in diesen chaotischen Zeiten von enormer Bedeutung. Und genau das und die oben genannten Werte sind die Grundbausteine für ein Prinzip das im Coaching von Mitarbeitern und Unternehmen seit Jahren versucht wird umzusetzen.

Wenn spontan aus Chaos Agiles Handeln und Denken entsteht

All die genannten Punkte sind in ähnlicher Weise Werte und Prinzipien aus der Welt des Agilen Mindsets und Frameworks wie Scrum. Manche von euch werden diesen schon begegnet sein und wenn nicht, dann ist das nicht weiter schlimm, denn an dieser Stelle werde ich nicht intensiv darauf eingehen.

Einen Aspekt will ich jedoch rausgreifen. Denn zur Begründung, warum Agiles Handeln und Denken aktuell absolut nötig ist und eben zu dem zuvor beschriebenen Verhalten führt, möchte ich auf die folgende Matrix verweisen:

Die Stacey-Matrix gibt das Verhältnis von den möglichen Lösungen für ein Problem zum Verständnis des Problems (Welche Anforderungen stellt das Problem) dar.

  1. Simpel: Ist das Problem komplett bekannt und die Lösung bereits vorhanden, dann sprechen wir von bereits vorhandenen Prozessen/Produkten.
    Beispiel: Buchhaltung
    Vorgehen: Geregelte Prozesse
  2. Kompliziert: Das Problem ist uns nicht neu und wir haben ähnliches schon gelöst.
    Beispiel: Ein bereits vorhandenes Produkt wird verbessert
    Vorgehen: Zielorientiert & teilstrukturiert
  3. Komplex: Das Problem ist eher neu, wir haben bereits Ideen für mögliche Lösungen und haben trotzdem große Unsicherheit.
    Beispiel: Elektro-Auto
    Vorgehen: Iterativ (Handeln, Überprüfen, Anpassen)
  4. Chaos: Wir haben keine Ahnung womit wir es zu tun haben und wie wir damit umgehen sollen.
    Beispiel: Alien-Invasion oder Hamsterkäufe (was erstaunlich ähnlich ist, aber dazu ein anderes Mal)
    Vorgehen: Kreativ

Wir sind in einer komplexen Situation. Wir müssen schnell handeln und uns an das anpassen, was wir aus unserem Handeln lernen können. Genau so entstehen innovative Lösungen.

Was können wir daraus lernen?

Für uns selbst können wir vier einfache Dinge mitnehmen, die uns dabei helfen auch in unserem privaten Leben mehr Innovation zu zulassen.

  1. Handle: Du hast eine Idee? Fang sofort an! Plane so wenig wie möglich, und versuche stattdessen in kleinen Schritten herauszufinden, was die richtige Lösung ist. Halte auch fest, was du vermutest, was das Ergebnis ist.
  2. Überprüfe: Lernen ist ein Zwei-Schritte-Prozess. Der erste Schritt ist zu überprüfen was du getan hast und ob das deinen Vorstellungen entspricht.
  3. Passe dich an: Der zweite Schritt des Lernens ist die Anpassung deiner Handlung an deine Erkenntnis.
  4. Transparenz: Ohne Transparenz und damit auch Offenheit und Ehrlichkeit dir selbst gegenüber, kannst du deine Ziele nicht erreichen.

Am Ende ist eines besonders wichtig – und keiner hat es besser gesagt als Steve Jobs:

Innovation is the only way to win.

Steve Jobs
Der Weg